Geschichte

Frühgeschichte

20 000 000
v. Chr.
Gewaltige Absenkung des Karpaten-Bodens im Jung-Tertiär. Bildung des Wiener und des Pannonischen Beckens. Das Becken wird vom Meer überflutet und mit
Abtragungsschutt der umliegenden Gebirgszüge aufgefüllt. Die kleine Ungarische
Tiefebene, deren Westausläufer die Neusiedler Bucht ist, wird nördlich durch die
Hainburger Berge und im westlich vom Leithagebirge und dem Ruster Höhenzug
begrenzt. Die Parndorfer Platte entsteht aus Schotterfluren der Donau und nimmt
weite Teile der Neusiedler Bucht ein. 

1 500 000
v. Chr.
Das Seebecken erhält im Quartär seine endgültige Form durch Donau und Raab.
Im Seewinkel lagert sich eine 10-15 Meter dicke Schicht eiszeitlicher Donauschotter ab.

16 000-
12 000
v. Chr.
Entstehung des Neusiedler Sees durch eine nacheiszeitliche tektonische Absenkung.

Altertum (bis 500 n. Chr.)

8000-6000
v. Chr.
Erste Spuren von Menschen am Südhang des Leithagebirges, bei Neusiedl,
Jois, Breitenbrunn und am Westufer des Sees.

6000-5000
v. Chr.
Extreme Wärmeperiode.

4000 v. Chr.Anstieg des Grundwassers und Versumpfung des Seewinkels. Im ursprünglichen,
anthropogen nicht beeinflussten Zustand bildet der Neusiedler See mit dem
östlichen Hanság (deutsch: Waasen) - einem Sumpfgebiet mit einer Ausdehnung
von rund 650 km² - eine weitgehend abflusslose Senke. Der Wasserhaushalt dieses
Gebietes wird von den Hanság-Zubringern Ikva und Répce bestimmt. Da das
Hanság-Gebiet nach Osten zur Mosoni Duna keine Abflussmöglichkeit besitzt,
wird der Neusiedler See in nassen Jahren durch Zufluss aus diesem Becken gefüllt.
Erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bleiben diese für den Wasserhaushalt
des Sees positiv wirkenden Zuflüsse aus, da durch den Bau von Kanälen die Vorflutsituation
mit einer Ableitung des Wassers nach Osten zur Mosoni Duna grundlegend verändert wird.

2000-500
v. Chr.
Feuchtperiode, in den letzten Jahrhunderten Seewinkel und Hanság unter Wasser.
Aus dieser Zeit stammt das bedeutendste Fundstück aus dem Neolithikum, die Venus von Draßburg.

500 v. Chr. - 200 n. Chr.Trockenperiode.

70 n. Chr.Plinius der Ältere bezeichnet den See mit Lacus Peiso. Möglicherweise nach dem
Stamm Pei, der beim See lebt.

200-800Feuchteres Klima.

Mittelalter (500-1500)

1000Wärmeperiode.

1074"Stagnum Ferteu" erstmals urkundlich erwähnt. Der See wird in der Folge je nach Wasserstand
auch palus (=Sumpf), fluvius/flumen (=Fluss) oder lacus (=See) genannt.
Kurz davor dürfte der See ausgetrocknet gewesen sein, da Gottfried v. Boiullon
an die Ufer des neuen Sees geladen wird.

1096Bezeichnung als "palus".

1217Bezeichnung als "lacus".

13. Jhdt.Zwischen Rust und Illmitz findet ein regelmäßiger Schiffsverkehr statt.
Eine See Maut wird eingehoben.

1318Der See ist teilweise ausgetrocknet. Der verbliebene schmale Wasserstreifen gleicht einem Fluss.

1324Bezeichnung als "flumen".

15. Jhdt.Die Bewohner von Nitezfölde flüchten vor dem ansteigenden Wasser nach Osten. 1410 wird Apetlon gegründet.

nach 1429Das Dorf Urkony bei Sarrod wird vom See überflutet.

1459Das Burgenland wird an Österreich angeschlossen.

1462Der Zusammenschluss wird im Frieden von Ödenburg wieder aufgehoben und
König Matthias Corvinus vereinigt das Land mit Ungarn.

Neuzeit (1500 - 1900)

1501Der See wird vom Geschichtsschreiber Johannes Turmair, genannt Aventinus, vermessen.
Länge: 45.000 Schritt, Breite: 15.000 Schritt, Umfang: 100.000 Schritt

1520Der See erreicht die heutigen Ausmaße (329 km²).

1554Anstieg des Wasserspiegels.

1568Vermutlich als Folge von Regulierungsarbeiten geht das Wasser im Hanság zurück.
Der Fischbestand wird dezimiert. Eine Kommission wird zur Erforschung der Ursachen entsandt.
Die Witwe des Grafen Nadasdy ließ die Rabnitz abwärts leiten und trennte den See damit von
einer Wasserader. Ableitungen von Ikva und Rabnitz werden später durch die Wiener Hofkammer rückgängig gemacht.

1616Erste Pläne für die Trockenlegung des Sees.

1647Kaiser Ferdinand II. überlässt das durch Maximilian I. erneut für Österreich gewonnene
Burgenland kampflos den Ungarn.

1677Aufgrund einer Breitenangabe am Ruster Stadtturm ist wieder ein hoher Wasserstand
anzunehmen. Der See zwischen Illmitz und Rust war 3830 Klafter breit.

1693-1736Bis 1728 langsamer, dann rapider Rückgang der Wasserfläche trotz hoher Niederschläge.
In dieser Zeit werden Regulierungsmaßnahmen an der Raab und im Hanság durchgeführt.
1736 wettet Rumi der Binder, den gesamten See durchwaten zu können. Er gewinnt.

1740-1742Der See ist fast völlig trocken. Zwei Jahre lang begrenzte landwirtschaftliche Nutzung.
Eine Kultivierung des Seebeckens wird erwogen. Doch 1742 sind die Wiesen bei
Szeplak wieder überschwemmt.

1768-1769Anstieg des Wasserspiegels mit Höchststand 1768. Die Seefläche ist größer als 515 km².
Viele tausend Joch werden überschwemmt. Bauern wandern ab.

1775Fertigstellung des ersten durchgehenden Kanals im Hanság.

1777-1780Errichtung eines Dammes zwischen Esterháza (Fertöd) und Pamhagen (Dammstraße) -
Abtrennung des Hanság. Ursprünglich gab es noch Durchlässe, die später komplett dicht
gemacht wurden. Erst seit dieser Zeit ist die Wulka der einzige Zufluss zum See, 

1786Laut Hollossy ist die Wasserfläche am See nun größer als je zuvor.

1801-1807Der Wasserstand nimmt ab.

1811-1813Völlige Austrocknung. Danach füllt sich der See wieder und erreicht erneut die Dimensionen von 1786.

- 1835Weiterer Ausbau des Hanságkanals. Durch die Entwässerung des Moores erhielten die dort liegenden
Siedlungen und die Herrschaft Ungarisch Altenburg (Magyarovar) riesige Wiesen.
Der Markt für Heu war traditionell in Wien (Heumarkt), wo die deutschen und kroatischen
Leibeigenen das Heu unabhängig von der konjunkturellen Schwankungen verkaufen konnten.
In der zweite Hälfte des Jahrhunderts ermöglichten die erheblichen Einnahmen des Handels,
dass zahlreiche Bauer ihre Söhne in Ungarisch Altenburg, Wien und Pressburg studieren lassen konnten.

1838Nach einem strengen Winter herrscht am 10. März Hochwasser mit einer Fläche von 356 km².
Auf Ansuchen des Raaber Komitates durch Graf Franz Zichy plant Ing. Karl Kecskés die
Trockenlegung des Sees, da die Landwirtschaft von den oft raschen Überflutungen des Sees gefährdet ist.

1854Der Wasserstand nimmt ab.

1865-1871Der See fällt bis auf einen schmalen Streifen trocken. Der Bodenschlamm trocknet aus und es bildet sich
eine harte, glatte Kruste mit hoher Staubentwicklung. Bei Wind werden die umliegenden Gemeinden
und Weingärten mit Salzstaub bedeckt. Der Staub belastet die Atemwege der Menschen.
Der Seeboden bedeckt sich mit salzresistenten Pflanzen. Der Boden ist für die landwirtschaftliche Nutzung
aber eher ungeeignet. Bei Winden wuchsen allerdings Weizen und Rüben. Wegebau über den See,
Pflanzenbewuchs am Boden. Untersuchungen der landwirtschaftlichen Akademie ergeben, dass die
vorhandenen Pflanzen durchwegs auch am Meeresstrand vorkommen und einen salzreichen Boden
voraussetzen. Der Seeboden enthält viel Schwefel, Glauber Salz und Soda, vom Volk als "Zick" bezeichnet.
Daher stammt auch der Name des heutigen Zicksees. Alles Wasser von Wulka und dem Bach bei Winden
versickert sofort in der eingetrockneten Schlammschicht.

1872Auffüllung des Seebeckens mit Wasser. Rückkehr der Wasservögel.

1873Die Raabregulierungsgesellschaft wird mit dem Ziel gegründet, die Raab und ihre Nebenflüsse zu regulieren
und den Neusiedler See trocken zu legen.

1878Wassertiefe stellenweise bis zu drei Meter.

1880Auf einer Generalstabskarte ist der Neusiedler See mit einer Breite von 3847 Klafter eingezeichnet.

1881Absinken des Wasserspiegels.

1885Planung des Kanals von Pamhagen zur Rabnitz und zur tiefsten Stelle des Sees.

1891/92Geringste Wassermenge seit 1871.

1893Baubeginn am Hanságkanal. Wegen Geldmangels wird er aber nicht fertiggestellt.

1895Beginn der Bauarbeiten zum "Einserkanal".

Moderne (ab 1900)

1901Aufnahme der Fischerei.

1909Der Kanalbau erreicht den Neusiedler See. Der Erfolg ist aber gering, weil der oberste
Kanalabschnitt im See durch Windverfrachtungen ständig von Schlamm zugelandet
und zerstört wurde. Bei Öffnung der Wehranlage wurde der Hanság überflutet.
Der Wasserspiegel sinkt zwar um bis zu 60 cm, eine Trockenlegung ist aber nicht möglich.
Der "Einserkanal" wird zum "Regulierungsbau".
Als Folge dieser Maßnahme nimmt die Salzkonzentration zu und der Fischbestand wird
weitgehend vernichtet. Das Schilf breitet sich aus.

1912-1913Absinken des Wasserspiegels.

1918Nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie, votieren die Burgenländer
für den Anschluss an Österreich. Das Gebiet von Ödenburg (Sopron) geht nach einer
Volksabstimmung an Ungarn. Neuerliche Pläne zur Trockenlegung des Sees.

1921Weitere Pläne zur Trockenlegung des Neusiedler Sees werden durch Jäger, Naturschützer
und die Bevölkerung (Angst vor Klimaveränderungen) verhindert. Die Erhaltung und
Stabilisierung des Neusiedler Sees wird als wasserwirtschaftliches Ziel gefordert.

1924Seefläche nur 200 km².

1925Eisenstadt wird neue Hauptstadt des Burgenlandes.

1926Erste Seebäder in Rust und Neusiedl am See.

1929Bei niedrigem Wasserstand friert der See im Winter bis auf den Grund zu.
Der gesamte Fischbestand wird vernichtet.

1935Erste Forderung, einen Nationalpark Neusiedler See zu errichten.

1938Planungen, die nicht umgesetzt werden (verhindert u.a. durch Stephan Aumüller):
(1) Zuleitungen von Donau bzw. Leitha, Hebung des Wasserspiegels,
Schleusen beim Einser-Kanal, Einbau von Turbinen.
(2) Querdamm von Mörbisch nach Illmitz, Staubecken im nördlichen Teil des Sees.
(3) Staubecken im Norden mit Querdamm, Trockenlegung des ungarischen Teils.
(4) Querdamm, zwei Längsdämme am West- bzw. Ostufer, Trockenlegung des Schilfgürtels.

1940Naturschutztag in Schladming. Diskussion eines Nationalparks Neusiedler See.
Erstes Landschaftsschutzgebiet Neusiedler See

1947Bei Südwind reicht das Wasser nicht mehr zur Überquerung des Sees mit dem Boot.
Die Fischer müssen ihre Boote teilweise ziehen.

1954Gründung der Biologischen Station in Neusiedl am See.

1955Gründung des Burgenländischen Yacht-Clubs (BYC).

1956Der Österreichisch-Ungarische Gewässervertrag wird unterzeichnet und die
bilaterale Gewässerkommission gegründet.

1965Beginn der Schleusenregelung am Wehr in Mekszikópuszta. Durch die Anhebung
des mittleren Wasserstandes wird das wasserseitige Schilfwachstum stark verlangsamt.
Aufgrund der rückläufigen Viehwirtschaft ging die Weide- und Heunutzung fast auf Null zurück.
Dadurch hatte das Schilf landseitig keinen "Gegner" mehr und breitete sich aus.
Eine der wichtigsten Aufgaben des Nationalparks Neusiedler See ist es,
diesen Prozess des Verlustes einer wertvollen Naturlandschaft weitgehend rückgängig zu machen.

1970-71Naturschützer verhindern den Bau einer Seebrücke von Mörbisch nach Illmitz samt
Anschlussstraßen.

1971Eröffnung der Biologischen Station Neusiedler See in Illmitz.

1977Erklärung des Neusiedler Sees mit dem Schilfgürtel zum "Biosphären Reservat".

1978"Mattersburger Manifest" zur Errichtung eines Nationalparks Neusiedler See.

1983Erklärung zum "Ramsar-Schutzgebiet".

1984Gründung des Yachtclubs Garde (YCGd).

1988-1992Verhandlungen mit den Grundeigentümern und Gemeinden unter Einbeziehung der
Naturschutzorganisationen.

1992Beschluss des Gesetzes über den Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel
im Burgenländischen Landtag.

1993Anerkennung als Nationalpark der IUCN - Kategorie II.

1996Beginn der Vorarbeiten für ein "Europaschutzgebiet Neusiedler See".

1999Namensänderung Yachtclub Garde (YCGd) in Yachtclub Oggau (YCOg).

2020Gründung einer “Taskforce” zur Rettung des Neusiedlersees unter Leitung von Christian Sailer.

2022Gründung der “Seemanagement GmbH” einer eigenen Landesgesellschaft mit der Aufgabe den See langfristig zu erhalten.

2022Tiefster Wasserstand seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen 1965