Revierinformation Neusiedler See - Wind & Welle

Für alle, die zum ersten Mal auf dem Neusiedler See regattieren, folgt hier ein kleiner Überblick über die vorherrschenden Windrichtungen. Die Angaben gelten nur für den Bereich Rust und weichen in anderen Teilen des Sees teilweise erheblich ab.

Nordwind: Mäßiger bis lebhafter Wind vor allem nach Durchzug einer Front bis zur endgültigen Wetterbesserung. Während die Hauptwindrichtung exakt 0 Grad beträgt pendeln die langsam durchlaufenden Böen 5 bis 15 Grad in beide Richtungen!! Die Böen sind oft mindestens 1 Bft. stärker als der Grundwind, aber relativ leicht zu erkennen.

Nordwestwind / Westwind: Lebhafter bis stürmischer Windwährend des Durchzugs einer Front. Hauptwindrichtung etwa 320 Grad. Schnell durchziehende, teils heftige Böen drehen hauptsächlich Richtung Westen (bis zu 15 Grad). Der Wind frischt darin um mindestens 1 Bft. auf.

Südwind: Mittlerer bis starker Schönwetterwind. Normalerweise ab drei Tage vor Durchzug einer Front, bzw. als Auswirkung eines saugenden Tiefdruckgebietes im Donauraum östlich von Wien. Zu Beginn mäßig stark, unmittelbar vor Ankunft der Front mitunter auch stürmisch. Hauptwindrichtung am Morgen/Mittag etwa 170 Grad, mit der Sonne drehend im Tagesverlauf bis 190 Grad. Böen laufen langsam durch, wodurch Kanten entstehen. Daher extrem schwierig zu segeln. Dreher bis 5 Grad von der Hauptwindrichtung.

Ostwind: Bei anhaltendem Schönwetter am Vormittag Thermik, die in Ufernähe kurzzeitig bis zu 2 Bft. erreichen kann. Wind stirbt normalerweise mit der Tageserwärmung. Für Regatten üblicherweise nicht geeignet.

Trotz seiner geringen Wassertiefe hat der See auch seine gefährlichen Seiten. Besonders am Nachmittag heißer, schwüler Sommertage entstehen Gewitter, die dann sehr plötzlich mit Sturmböen von 10 Beaufort und mehr losbrechen können.

Rund um den See sind optische Sturmwarnungen installiert. Unter anderem in Mörbisch (am Dach der Zollwache), Rust (Turm BYC), Oggau (Kanaleinfahrt), Purbach (Heeressportverein Bootshaus), Breitenbrunn (Flaggenmast YCBb), Neusiedl (Seebadmole), Podersdorf (2 Stück am Leuchtturm an der Nord- u. Südseite), Illmitz-"Hölle" (beim Wasserleitungsverband) und Illmitz (Seebad). Die Sturmwarnung besteht jeweils aus einem orangen Blinklicht, welches am Ufer in erhöhter Position montiert ist. In Rust befindet es sich auf dem Turm des Burgenländischen Yacht-Clubs.

Blinkfrequenz Maßnahmen
40 mal pro Minute"Vorwarnung". Es sollte nicht mehr aus dem Hafen ausgelaufen werden. Schiffe auf dem Wasser müssen auf Starkwind getrimmt werden.
90 mal pro Minute"Sturmwarnung". Jedes Schiff auf dem Wasser muss sofort den nächstgelegenen Hafen aufsuchen oder, wenn dieser nicht schnell genug erreichbar ist, beim Schilfgürtel Schutz suchen.

Während Regattaveranstaltungen ist immer auf die entsprechenden Aushänge der Wettfahrtleitung betreffend des Verhaltens bei Sturmwarnung zu achten.

ACHTUNG: Etwa in der Zeit von Anfang November bis Mitte März ist die Sturmwarnung außer Betrieb.

Durch die geringe Wassertiefe ergibt sich ein schwierig zu segelndes Wellenbild. Die Wellen sind steiler als jene auf tiefen Gewässern, haben jedoch den gleichen Rhythmus (3 kleine, 2 große).

Die Wellenbewegung erfolgt nahezu nie exakt zur Windrichtung und weicht normalerweise immer nach rechts ab. Die Wellen sind wesentlich höher, als man es von der Wassertiefe erwarten würde.

Die Wassertiefe des Neusiedler See beträgt zirka 1,6 Meter. Abhängig von der Jahreszeit, der Niederschlagsmenge und den Schlammablagerungen am Seeboden kann der Spiegel allerdings auch um etwa 0,4 Meter höher oder tiefer liegen.

Im ungarischen Teil des Sees befindet sich der sogenannte "Einserkanal". Er wurde als einziger von zehn geplanten Kanälen 1910 gebaut um den See zu entwässern. Er leitet das Wasser in die Raab. Heute ist der Kanal mit einer modernen Schleuse ausgestattet und wird für die Regulierung des Wasserstandesverwendet. Weitaus wichtiger für die Wassertiefe sind allerdings Niederschlag und Verdunstung. In der Regel ist der höchste Wasserstand im Frühjahr und der niedrigste im Herbst zu verzeichnen.

Bei Kenterungen muss darauf geachtet werden, dass sich der Mast nicht in den Seegrund bohrt. Denn einerseits besteht dadurch die Gefahr von Riggschäden, auf der anderen Seite erschwert ein im Schlamm steckender Mast das Aufstellen des Bootes erheblich.

Katamaransegler sollten sorgsamst auf das Unterschneiden des Rumpfes achten; ein Überschlag droht.

Boote bewegen sich am See sehr knapp über dem Grund. Unter dem Rumpf entsteht ein Unterdruck wodurch sich besonders der Rumpf von Gleitbooten "festsaugt". Eine etwas geringere Geschwindigkeit als bei Fahrten auf tieferen Gewässern ist die Folge.

Für Boote besteht Gefahr bei Kenterungen, wenn sich der Mast im seichten Wasser in den Schlamm bohrt. Bei größeren Schiffen lässt er sich dann oft nur noch mit fremder Hilfe herausziehen.

Aufpassen sollten Regattasegler auf die verbreitet wachsenden Krautringe. Dabei handelt es sich um massenweise auftretendes Seegras, das sich an Schwertern und Rudern verhängt und die Fahrtgeschwindigkeit erheblich mindert.

Das seichte Wasser des Neusiedler Sees passt sich relativ schnell der Lufttemperatur an. Im Sommer werden an heißen Tagen 28°C und mehr erreicht.

Bei Durchzug einer Schlechtwetterfront kühlt die Wassertemperatur allerdings sehr rasch wieder ab. Die durchschnittliche Wassertemperatur beträgt in den Sommermonaten etwa 23°-25°C. Über die aktuelle Temperatur informiert unsere Wetterstation.

Der Neusiedler See steht unter dem Einfluss verschiedener Strömungen. Grundsätzlich ist am Westufer des Sees eine Nordströmung und auf der östlichen Seite eine Südströmung zu verzeichnen.

Zusätzlich wirkt aber - besonders bei Buchten oder Inseln - eine Vielzahl von Kreiselströmungen. Weiters kann die Richtung der Strömung am Grund entgegegesetzt der Oberflächenströmung verlaufen.

Durch diese Umwälzungen kann es zu einer schichtweisen Überlagerung von kühleren (z.B.: aus dem Schilf) und wärmeren Wassermassen kommen. Teilweise lassen sich damit vermeintliche "warme Quellen" erklären, die beim Schwimmen im See auffallen. Andererseits gibt es aber durchaus auch Grundwasseraustritte, die dafür verantwortlich sein können.

In Schilfkanälen können bei stärkerem Wind Strömungsgeschwindigkeiten von 0,5 bis 1 m/s (1 Meter pro Sekunde = 3,6 km/h) auftreten.