Das Erfolgsrezept des BYC Teams
Der Versuch einer Fernanalyse von Peter Czajka auf Grundlage einiger Interviews und der Daten von SAP Analytics.
Ein breit aufgestelltes Team
Nahezu alle Bundesligasegler sind Amateure und haben auch andere Verpflichtungen. Daraus ergibt sich, dass nicht immer alle Teammitglieder zu allen Terminen Zeit haben. Nur vier Personen segeln auf der J70. Unser Team ist aber so aufgestellt, dass jede Position mindestens doppelt, manche sogar dreifach besetzt ist. Sportdirektor Clemens Kruse hat sehr früh versucht das Team der ersten Jahre zu erweitern und zu verjüngen.
Das seglerische Potential des BYC
Der Burgenländische Yacht-Club ist einer der sportlich erfolgreichsten Yacht-Clubs Österreichs und hat immer großen Wert auf die Förderung der Jugend und des Spitzensports gelegt. Dadurch sind aus dem BYC eine große Anzahl von Spitzenseglern hervorgegangen. Im erweiterten Bundesligateam sind 5 ehemaligen Nationalteamsegler, die ihr Know How an die jüngeren und noch nicht so erfahrenen Teammitglieder weitergeben können.
Der Teamspirit
Trotzdem nicht alle Teammitglieder bei jedem Event zum Einsatz kommen, fühlen sich alle dem Team zugehörig. Die Stimmung im Team ist immer gut. Auch wenn einmal eine schlechtere Platzierung zu Buche steht, gibt es keine Schuldzuweisungen oder unsachliche Kritik. Fehler werden analysiert, besprochen und so weit möglich, beim nächsten Mal vermieden.
Neue Teammitglieder haben im BYC Team keine Eingewöhnungszeit. Sie kommen revierbedingt immer von anderen Klassen ohne klassenspezifischen J70 Kenntnissen. Das BYC Team hat aus beruflichen Gründen nicht die Zeit neue Teammitglieder in gemeinsamen Trainings auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Valentin Unger: „Bei uns werden die Neuen ins kalte Wasser geschmissen. Eine kurze Erklärung der Aufgaben und ein paar Manöver müssen ausreichen. Alles andere ist Learning by Doing. Wenn was schief geht, versuchen wir die Situation so schnell wie möglich zu bereinigen und uns wieder auf die Wettfahrt zu fokussieren.“
Natürlich ist man jetzt nach diesem erfolgreichen Saisonverlauf in einem Flow. Da ist es leicht gute Stimmung an Bord aufzubauen. Aber es gab in der Vergangenheit auch Momente, wo es nicht so gut lief, und gerade da zeigt sich dann, dass unser Team zusammenhält und durch Arbeit und Analyse schnell wieder zu Top-Ergebnissen zurückfindet.
Die Taktik und Strategie
Alle für Taktik und Strategie zuständigen Teammitgliedern haben ihr Handwerk in Jollenklassen gelernt, bei denen Taktik und Strategie eine wesentlich größere Rolle spielen als bei den modernen High Speed Booten. Diese langjährigen Erfahrungen bringen den Wettbewerbsvorteil. Eine Fernanalyse der Wettfahrten am Achensee mit den Daten von SAP-Analytics zeigt folgendes:
Konservative Starts
Das BYC Team gewinnt eher selten einen Start. Man geht beim Start wenig Risiko ein. Nach einem Frühstart oder einem Penalty in der Startphase ist es kaum mehr möglich eine gute Platzierung zu erreichen. Deshalb versucht man das Risiko am Start zu minimieren, aber eine Position zu erreichen, die es ermöglicht in der Nachstartphase schnell freien Wind zu bekommen und eigene taktische Überlegungen umsetzen zu können.
Die Kreuz
Die Kreuzgeschwindigkeit ist nicht überragend, reicht jedoch aus, um im Spitzenfeld mithalten zu können. Eher selten findet man das BYC Boot bei der ersten Luvtonne an der Spitze. Wäre die erste Luvbahnmarke die Endplatzierung hätte das BYC Team am Achensee statt 26 Punkten und den Sieg 39 Punkte und nur Platz 7 erreicht. Ziel ist es, durch richtige feldtaktische Entscheidungen den Abstand zu den führenden Booten geringzuhalten. Das BYC Team segelt nie extrem, sondern immer konservativ in der Nähe des Hauptfeldes. Dadurch sind große Vorsprünge, wie man sie bei manchen Wettfahrten von anderen Teilnehmern sieht, nicht möglich. Man vertraut auf seine Stärken und verfolgt die Strategie der kleinen Schritte. Als Vierter um die erste Luvtonne zu gehen und auf jedem Schlag einen Gegner zu überholen reicht auch für einen Sieg!
Richtige feldtaktische Entscheidungen sind auf den kurzen Bundesligakursen der Schlüssel zum Erfolg. Längere Strecken im Abwind eines anderen Bootes, zu viele von den Gegnern erzwungene Manöver, oder gefangen von einem knapp in Luv segelnden anderen Bootes kosten die entscheidenden Meter. Sieht man sich die Lanes des BYC Bootes an, wird man kaum feldtaktische Fehler sehen. Da spielt die langjährige Erfahrung aus den eher langsamen Jollenklassen die entscheidende Rolle.
Vorwind
Wie man in SAP Analytics deutlich sehen kann, ist der Vorwindkurs eine der großen Stärken unseres Teams. In den SAP Analytic Daten sieht man, wie das BYC Team einen Wettfahrtsieg holt, obwohl es eine Minute vor Zieldurchgang noch deutlich hinter den Führenden auf Rang drei positioniert war. Aber noch deutlicher wird die Vorwindstärke des Burgenländischen Yacht-Clubs, wenn man die Vorwindkurse aller 14 Wettfahrten analysiert. In den 28 Vorwindschlägen gab es keine einzige Positionsverschlechterung unseres Teams. Warum ist das so?
Auch die Vorwindtaktik ist eher konservativ. Man vertraut auf eigene Stärken und vermeidet Experimente. Man halst meist gleichzeitig mit Gegnern in Lee voraus, versucht immer Halsefreiheit zu haben und vertraut auf seinen Grundspeed. Bei der Analyse in SAP Analytic hat man den Eindruck unser Team kann einen breiteren Windwinkel mit optimalen VMG nach Lee segeln wie alle anderen. Egal, ob es taktisch erforderlich ist etwas höher oder etwas tiefer zu segeln wie die anderen Boote, die hohe VMG Geschwindigkeit bleibt.
Teamchef Vali Unger: „Am Gennakerkurs haben wir den Vorteil von Tommis goldenen Händen.“ Natürlich ist Tommi Czajka ein Top Gennakertrimmer, aber das allein bringt noch nicht die überlegene Vorwindgeschwindigkeit. Speziell auf einem Gennakerboot ist das Zusammenspiel zwischen Trimmer und Steuermann wichtig. Stefan Glanz scheint immer den optimalen Druck und das richtige Verhältnis zwischen Druck und Tiefe zu finden und die Kommunikation zwischen Tommi und Stefan scheint perfekt zu funktionieren.
Zusammenfassung
Steuermann Stefan Glanz: „Wir haben ein paar Start-Zielsiege hingelegt. Der Weg zum Erfolg führt aber über die Races, die schwierig oder mit einem Fehler beginnen. Da haben wir es immer wieder geschafft, uns weiter zu pushen und ins Spitzenfeld zurückzusegeln.“
Ein letzter Platz und drei Siege sind 9 Punkte. Vier zweite Plätze sind hingegen nur 8 Punkte. Die Punkte minimiert man nicht in dem man das eine oder andere Rennen gewinnt, sondern in dem man Ausreißer nach unten vermeidet. Genau darauf basiert die erfolgreiche Taktik des BYC Teams. Vermeiden von Risiken und Vertrauen in die eigene Stärke.